Beeinflussung der Reaktionsdauer durch Alkohol und Medikamente
1980, pp. 151 – 160 (#7/8)
Die Beurteilung des Reaktionsverhaltens hat individuell vor dem Hintergrund konstitutioneller, dispositioneller und situativer Bedingungen zu erfolgen. Bei der Überprüfung möglicher Alkoholwirkungen oder der Auswirkung von Medikamenten sind Toleranz, Einnahmeverhalten (evtl. Mißbrauch), Erkrankungszustände und jeweilige Leistungsanforderungen zu berücksichtigen.
Die Alkoholwirkungen auf Reaktionsverhalten und Reaktionsdauer sind experimentell weitgehend erforscht. Bereits bei Blutalkoholkonzentrationen von 0,5‰ sind bereits signifikante Leistungsänderungen, insbesondere auch Verlängerungen der Reaktionsdauer, zu erwarten.
Demgegenüber ist das Spektrum der möglichen Auswirkungen von Medikamenten vielfältig. Bei zentral dämpfenden Medikamenten – Schlaf-, Beruhigungs- und Schmerzmitteln – ist mit einer Verzögerung der Reagibilität zu rechnen. Bei den gegen bestimmte psychische Erkrankungen eingesetzten Präparaten steht bei der verkehrsmedizinischen Beurteilung Art und Ausmaß der Erkrankung und Einnahmeverhalten im Vordergrund des Interesses. In diesen Fällen dürfte häufig das Grundleiden mit den im Straßenverkehr notwendigen Leistungsanforderungen nicht vereinbar sein.
The evaluation of reaction behavior should be carried out on an individual basis and include constitutional, dispositional, and situational conditions. Tolerance, amount of drugs ingested (possible misuse), general physical condition, and the demands made on performance should be considered when testing possible effects of alcohol or the influence of drugs.
The effects of alcohol on reaction behavior and reaction time have been thoroughly investigated experimentally. Significant changes in performance can be expected with blood alcohol concentrations of 0.5‰, particularly a lengthening of the reaction time.
In contrast, the spectrum of possible drug influence is varied. Drugs depressing the central nervous system, sleeping pills‚ tranquilizers, and analgesic agents delay the reactions. Important for the evaluations of medical specialists engaged in the prevention and treatment of traffic accidents in regard to preparations routinely administered for certain types of emotional disorders is the amount of the drug ingested as well as the type and extent of the disorder itself. Often the underlying disorder in such cases may well be incompatible with the necessary demands on performance made by traffic conditions.
Zitat
Staak, M.: Beeinflussung der Reaktionsdauer durch Alkohol und Medikamente. Der Verkehrsunfall 18 (1980), pp. 151 – 160 (#7/8)
Inhaltsangabe
Teil I: Das Wirkungsspektrum von Alkohol und psychotropen Medikamenten
Teil II: Wechselwirkungen Alkohol-Medikamente und Übertragbarkeit experimenteller Ergebnisse in reale Verkehrssituationen
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