Fahrerflucht bei Kleinkollisionen - Veränderte Beurteilungskriterien unter Berücksichtigung der Fahrzeug- und Kopfbeschleunigungswerte: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 12. Januar 2011, 19:01 Uhr
2002, p. 67 (#3)
Zitat
Bräutigam, V.; Mannagottera, F.: Fahrerflucht bei Kleinkollisionen - Veränderte Beurteilungskriterien unter Berücksichtigung der Fahrzeug- und Kopfbeschleunigungswerte. Verkehrsunfall und Fahrzeugtechnik 40 (2002), pp. 67 - 70
Inhaltsangabe
Die Autoren haben anscheinend ihre (gemeinsame?) Diplomarbeit im Ingenieurbüro Großer & Fürbeth verfasst; explizit gesagt wird dies allerdings nicht. Aufgrund der selbst durchgeführten Versuche kommen die Autoren zu der Erkenntnis, dass die von Wolff aufgestellte Wahrnehmungsschwelle
[math]\displaystyle{ a = a_0 \frac r {r - r_c} }[/math]
mit
- a: zwangsweise wahrzunehmende Beschleunigung
- r: Ruck (Einheit m/s³)
- a0 = 0,97 m/s²
- rc = 3,78 m/s³
auf
[math]\displaystyle{ a = \frac {a_0} {\left({r/r_0}\right)^c} }[/math]
mit
- a0 = 6,82 m/s²
- c = 1,114
- r0 = 1 m/s³
zu korrigieren sei.
Dies führt dazu, dass angeblich selbst bei spitzwinklige Kollisionen α = 20° bei Anstoßgeschwindigkeiten von 1,1 – 2,2 km/h "von einer relativ sicheren Bemerkbarkeit" auszugehen ist. Die neue Wahrnehmungsgrenze wird von den Autoren dabei kühn als "Reale Wahrnehmbarkeitsgrenze (RWG)" tituliert.
Kommentar
Offenbar liegen der Einschätzung der Autoren Versuche mit Fahrzeug-Fahrzeug-Kollisionen zugrunde, in denen die Testfahrer die Bemerkbarkeit bewerteten. Damit hat man wieder all die Probleme, die Wolff in seinen Versuchen zur Wahrnehmungsschwelle ausgeschaltet hat:
- Kenntniss über den ungefähren Kollisionzeitpunkt
- konzentrative Hinwendung an die Bemerkbarkeitsaufgabe
Weiterhin beziehen die Autoren die von ihnen gemessene Kopfbeschleunigung in die Bewertung der Bemerkbarkeit ein. Dies ist aber bei der Beurteilung der Bemerkbarkeit einer echten Kollision kein objektivierbarer Parameter. Auch fehlen Angaben zu Wahrnehmungsschwellen für solche Beschleunigungen bzw. zur sicheren Zuordnungsmöglichkeit zum Anstoß.
Die oben angegebenen Formeln mit korrekten Einheiten für die Konstanten finden sich so nicht im Text. Dort sind sie zu
[math]\displaystyle{ Y = \frac {97 x} {x - 378} }[/math]
und
[math]\displaystyle{ Y = \frac {682} {x^{1,114}} }[/math]
verkürzt, sodass man über die Einheiten zunächst nur rätseln kann.
Wolffs Wahrnehmungsschwelle liegt sicher im Bereich langsamer Anstiege (kleiner Rucke) zu hoch und bedarf der Korrektur. Die Unbefangenheit, mit der sich die beiden Autoren dem Thema nähern, ist allerdings befremdlich. Zumindest scheinen sie nicht unter mangelndem Selbstbewusstsein zu leiden, wenn man die Namensgebung betrachtet.
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