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Lackanalyse
2009


==Zitat==
==Zitat==
Wer führt Lackanalysen durch?
[[Schueller, J.]]: Wer führt Lackanalysen durch? Colliseum 2009.


==Inhalt==
==Inhalt==
Anlässlich einer Anfrage aus den Versicherungsbereich sollte die Analyse einer Lackprobe stehen, bei der von den beiden beteiligten Fahrzeugen eine eigene Lackprobe von der Schadenzone vorliegt. Es sollte festgestellt werden, ob durch eine Lackanalyse die Beteiligung dieser beiden Fahrzeuge am Unfall zu beweisen ist.
Anlässlich einer Anfrage aus den Versicherungsbereich sollten Lackproben analysiert werden. Von den zwei mutmaßlich unfallbeteiligten Fahrzeugen lag jeweils eine Lackprobe von der Schadenzone vor. Es sollte festgestellt werden, ob durch eine Lackanalyse die Beteiligung dieser beiden Fahrzeuge am Unfall zu beweisen ist.


==Vorläufige Erkenntnisse nach der Recherche==
==Vorläufige Erkenntnisse nach Recherche==
Die Anfrage führte zu der Recherche, die telefonisch bei verschiedenen Stellen und deren Fachleuten erfolgte. Dabei waren einige unbekannte Dinge zu klären, die sich z.B. auf die verwertbare Probenmenge, die Vorgehensweise bei der Untersuchung, den Einsatz der Messinstrumente und letztendlich die Aussage der Untersuchung beziehen.
Die Anfrage führte zu einer telefonischen Recherche bei verschiedenen Stellen. Dabei waren einige unbekannte Dinge zu klären, die sich z.B. auf  
 
* die verwertbare Probenmenge,  
Es zeigte sich, dass keine genauen Angaben zu der Lackprobenmenge gemacht werden konnten, die für eine Analyse ausreichend ist. Dies ist von der Art und Menge der bestehenden Lackprobe und dem Prüfverfahren (gaschromatografisch, infrarotspektroskopisch und/oder mikroskopisch) abhängig.
* die Vorgehensweise bei der Untersuchung,
 
* den Einsatz der Analyseinstrumente und letztendlich  
Die weitere Schwierigkeit besteht darin, dass die Klarlackschicht des Decklacks oftmals von den gleichen Lackherstellern geliefert wird und der Farbton der Grundlackschicht unterschiedlich ist. Dies könnte per Auflichtmikroskop untersucht werden. Schwierig wird es bei Farbtönen die sich sehr ähneln.
* die Aussagequalität der Untersuchung
 
bezogen.
Eine Prüfung auf Identität zweier Proben ist in der Regel technisch möglich. Verunreinigungen der Lackprobe, bsp. Überlagerung weiterer Farbspuren können die Aussage beeinträchtigen.


Es zeigte sich, dass vom Auftraggeber keine genauen Angaben zur Lackprobenmenge und Lackprobengüte vorlagen. Für eine vergleichende Analyse muß Lackmaterial in ausreichendem Umfang vorhanden sein. Art und erforderliche Menge des zu untersuchenden Materials bestimmen u.a. den (Kosten-)Aufwand für die Prüfverfahren:
* gaschromatografisch,
* infrarotspektroskopisch,
* mikroskopisch


===Wer führt die Lackanalyse durch?===
===Wer führt die Lackanalyse durch?===
Landeskriminalämter (LKA), z.B. BLKA, Maillinger Str. in München wird i.d.R. '''nur''' in Strafsachen tätig. Zumindest früher erstatteten die LKAs – genauer gesagt deren angestellte Analytiker – auch dann Gutachten in privatem Auftrag, wenn eine Kollision mit einer Strafsache auszuschließen war. Diesbezüglich sollte man vorher Kontakt mit den entsprechenden Stellen aufnehmen, um die Modalitäten abzuklären. In diesem Zusammenhang bietet es sich auch an, das zur Verfügung stehende Material dem Analytiker zu zeigen, damit dieser ggf. bereits durch einfache Inaugenscheinnahme die Aussage treffen kann, ob eine Untersuchung vermutlich zielführend sein wird oder nicht.


Das Landeskriminalamt (LKA) Bayern, Maillinger Straße in München wird i.d.R. '''nur''' in Strafsachen tätig.
Vereinzelt prüfen auch selbständige Sachverständige (z.B. ö.b.u.v Sachverständige für Lacke, Anstrichstoffe, Holzschutz, Klebstoffe und deren Umweltschadstoffe sowie Innenraumschadstoffe), Labors oder größere Prüforganisationen. Hierbei hat sich der TÜV-SÜD München vollständig aus der Lackanalyse zurückgezogen, die DEKRA NL München–Ost soll u.a. Lackanalysen durchführen.  
 
Vereinzelt prüfen Sachverständige (z.B. ö.b.u.v Sachverständigen für Lacke, Anstrichstoffe, Holzschutz, Klebstoffe und deren Umweltschadstoffe sowie Innenraumschadstoffe) oder Prüforganisationen. Hierbei hat sich der TÜV-SÜD München vollständig aus der Lackanalyse zurückgezogen, die DEKRA NL München–Ost soll u.a. Lackanalysen durchführen.  
 


===Was kann geprüft werden?===
===Was kann geprüft werden?===
Geprüft werden kann in der Regel die Identität zweier Probenteile (ist Probenteil A identisch zu Probe B), d.h. es ist immer auch eine Vergleichsprobe erforderlich (deswegen auch ''vergleichende Lackanalyse''). Ein Fahrzeugkontakt ist nur dann durch vergleichende Lackanalyse nachweisbar, wenn
* verwertbare(!) Fremdlackspuren und Lackproben von Fahrzeug A UND Fahrzeug B vorliegen.
* alternativ auch durch die Probennahme an Vergleichsfahrzeugen (sofern es sich bei beiden Fahrzeugen um eine Originallackierung handelt)
* bei einer nachträglichen Lackierung (Nachlackierung) wird oft nicht der ursprüngliche (originale) Lack verwendet.
* wurden jeweils ausschließlich Eigenlackproben (ohne Fremdlackanteil) genommen, ist selbstverständlich ein Lackübertrag technisch nicht nachzuweisen


Geprüft werden kann in der Regel nur die Identität zweier Proben (ist Probe A identisch zu Probe B), d.H. es ist immer auch eine Vergleichsprobe notwendig
Die Klarlackschicht des Decklacks wird häufig vom gleichen Lackhersteller geliefert, der Farbton der Grundlackschicht ist dagegen oft unterschiedlich. Schwierig wird es bei Farbtönen, die sich sehr ähneln. Eine Prüfung auf Identität zweier Probenteile ist in der Regel technisch möglich. Verunreinigungen der Lackprobe, bspw. Überlagerung weiterer Farbspuren können die Aussagequalität beeinträchtigen.
-> was das Vorhandensein des anderen Fahrzeuges voraussetzt.  
Über eine Art Lackkatalog, in dem alle Lackproben der Hersteller (z.B. VW Golf BJ 1993 Tornadorot o.ä) gelistet sind, scheint kaum noch jemand zu verfügen (vermutlich noch beim LKA/BKA).


Über eine Art Lackkatalog, in welchem die Lackproben der Hersteller (z.B. VW Golf BJ 1993 Tornadorot o.ä) scheint kaum noch jemand zu verfügen. (vermutlich noch beim LKA/BKA)
===Beispiel einer Vollanalyse eines Beschichtungsstoffes===
 
Im BASF Handbuch Lackiertechnik (ISBN 3878703244 ) wird auf Seite 280 ff. beschrieben, welcher Aufwand für die Vollanalyse eines Beschichtungsstoffes vorgenommen wird. Hierbei werden die Verfahren im Einzelnen genannt.
Ein Fahrzeugkontakt ist nur nachweisbar durch das Vorhandensein verwertbarer(!) Fremdlackspuren und Lackproben von Fahrzeug A UND Fahrzeug B.  
 
- Alternativ auch durch die Probennahme an Vergleichsfahrzeugen, sofern es sich bei beiden Fahrzeugen um eine Originallackierung handelt.
- bei einer nachträglichen Lackierung (Nachlackierung) wird oft nicht der ursprüngliche (originale) Lack verwendet.
- wurden nur Eigenlackproben genommen, ist ein Kollisionskontakt zwischen den beiden untersuchten Fahrzeugen technisch nicht nachweisbar.


===Was kostet eine Lackuntersuchung?===
===Was kostet eine Lackuntersuchung?===
Nach vorsichtigen Angaben der telefonisch befragten Fachleute wurden voraussichtliche Kosten i.H. von 1.000 – 1.500 EUR genannt. Die untersuchenden Stellen konnten sich dabei selbstverständlich nicht festlegen, welcher konkrete Aufwand anfallen wird und welche Untersuchungskosten voraussichtlich entstehen werden.


Nach vorsichtigen Angaben der telefonisch befragten Fachleute wurden voraussichtliche Kosten i.H. von 1.000 - 1.500 EUR genannt. Die untersuchenden Stellen wollten sich dabei nicht festlegen, welcher konkrete Aufwand anfällt und welche Untersuchungen welche Kosten nach sich ziehen.
Im konkreten Fall wurde ein privater Dienstleister vorgeschlagen, der die angeforderte Untersuchung vornehmen sollte.
 
Im vorliegenden Fall wurde ein privater Dienstleister vorgeschlagen, der die angeforderte Untersuchung vornehmen sollte.
 


==Beiträge zum Thema im VuF==
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==Weitere Beiträge zum Thema==


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[[Kategorie: Lackierung]]
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[[Kategorie: Spurensicherung]]
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Aktuelle Version vom 30. Juli 2012, 17:53 Uhr

2009

Zitat

Schueller, J.: Wer führt Lackanalysen durch? Colliseum 2009.

Inhalt

Anlässlich einer Anfrage aus den Versicherungsbereich sollten Lackproben analysiert werden. Von den zwei mutmaßlich unfallbeteiligten Fahrzeugen lag jeweils eine Lackprobe von der Schadenzone vor. Es sollte festgestellt werden, ob durch eine Lackanalyse die Beteiligung dieser beiden Fahrzeuge am Unfall zu beweisen ist.

Vorläufige Erkenntnisse nach Recherche

Die Anfrage führte zu einer telefonischen Recherche bei verschiedenen Stellen. Dabei waren einige unbekannte Dinge zu klären, die sich z.B. auf

  • die verwertbare Probenmenge,
  • die Vorgehensweise bei der Untersuchung,
  • den Einsatz der Analyseinstrumente und letztendlich
  • die Aussagequalität der Untersuchung

bezogen.

Es zeigte sich, dass vom Auftraggeber keine genauen Angaben zur Lackprobenmenge und Lackprobengüte vorlagen. Für eine vergleichende Analyse muß Lackmaterial in ausreichendem Umfang vorhanden sein. Art und erforderliche Menge des zu untersuchenden Materials bestimmen u.a. den (Kosten-)Aufwand für die Prüfverfahren:

  • gaschromatografisch,
  • infrarotspektroskopisch,
  • mikroskopisch

Wer führt die Lackanalyse durch?

Landeskriminalämter (LKA), z.B. BLKA, Maillinger Str. in München wird i.d.R. nur in Strafsachen tätig. Zumindest früher erstatteten die LKAs – genauer gesagt deren angestellte Analytiker – auch dann Gutachten in privatem Auftrag, wenn eine Kollision mit einer Strafsache auszuschließen war. Diesbezüglich sollte man vorher Kontakt mit den entsprechenden Stellen aufnehmen, um die Modalitäten abzuklären. In diesem Zusammenhang bietet es sich auch an, das zur Verfügung stehende Material dem Analytiker zu zeigen, damit dieser ggf. bereits durch einfache Inaugenscheinnahme die Aussage treffen kann, ob eine Untersuchung vermutlich zielführend sein wird oder nicht.

Vereinzelt prüfen auch selbständige Sachverständige (z.B. ö.b.u.v Sachverständige für Lacke, Anstrichstoffe, Holzschutz, Klebstoffe und deren Umweltschadstoffe sowie Innenraumschadstoffe), Labors oder größere Prüforganisationen. Hierbei hat sich der TÜV-SÜD München vollständig aus der Lackanalyse zurückgezogen, die DEKRA NL München–Ost soll u.a. Lackanalysen durchführen.

Was kann geprüft werden?

Geprüft werden kann in der Regel die Identität zweier Probenteile (ist Probenteil A identisch zu Probe B), d.h. es ist immer auch eine Vergleichsprobe erforderlich (deswegen auch vergleichende Lackanalyse). Ein Fahrzeugkontakt ist nur dann durch vergleichende Lackanalyse nachweisbar, wenn

  • verwertbare(!) Fremdlackspuren und Lackproben von Fahrzeug A UND Fahrzeug B vorliegen.
  • alternativ auch durch die Probennahme an Vergleichsfahrzeugen (sofern es sich bei beiden Fahrzeugen um eine Originallackierung handelt)
  • bei einer nachträglichen Lackierung (Nachlackierung) wird oft nicht der ursprüngliche (originale) Lack verwendet.
  • wurden jeweils ausschließlich Eigenlackproben (ohne Fremdlackanteil) genommen, ist selbstverständlich ein Lackübertrag technisch nicht nachzuweisen

Die Klarlackschicht des Decklacks wird häufig vom gleichen Lackhersteller geliefert, der Farbton der Grundlackschicht ist dagegen oft unterschiedlich. Schwierig wird es bei Farbtönen, die sich sehr ähneln. Eine Prüfung auf Identität zweier Probenteile ist in der Regel technisch möglich. Verunreinigungen der Lackprobe, bspw. Überlagerung weiterer Farbspuren können die Aussagequalität beeinträchtigen. Über eine Art Lackkatalog, in dem alle Lackproben der Hersteller (z.B. VW Golf BJ 1993 Tornadorot o.ä) gelistet sind, scheint kaum noch jemand zu verfügen (vermutlich noch beim LKA/BKA).

Beispiel einer Vollanalyse eines Beschichtungsstoffes

Im BASF Handbuch Lackiertechnik (ISBN 3878703244 ) wird auf Seite 280 ff. beschrieben, welcher Aufwand für die Vollanalyse eines Beschichtungsstoffes vorgenommen wird. Hierbei werden die Verfahren im Einzelnen genannt.

Was kostet eine Lackuntersuchung?

Nach vorsichtigen Angaben der telefonisch befragten Fachleute wurden voraussichtliche Kosten i.H. von 1.000 – 1.500 EUR genannt. Die untersuchenden Stellen konnten sich dabei selbstverständlich nicht festlegen, welcher konkrete Aufwand anfallen wird und welche Untersuchungskosten voraussichtlich entstehen werden.

Im konkreten Fall wurde ein privater Dienstleister vorgeschlagen, der die angeforderte Untersuchung vornehmen sollte.

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