Wirksamkeit des Volvo-Fußgänger-Erkennungssystems auf Basis realer Fußgängerunfälle: Unterschied zwischen den Versionen

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2016, pp. 168 – 177 (# 05)
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{{Intro|Das Ziel dieser Arbeit war es, den potenziellen Nutzen eines aktiven Fußgängerschutzsystems
{{Intro|Das Ziel dieser Arbeit war es, den potenziellen Nutzen eines aktiven Fußgängerschutzsystems zu testen. Die Tests basierten auf realen tödlichen Unfällen mit Personenkraftwagen, die nicht mit aktiven Sicherheitssystemen ausgestattet waren. Die Tests wurden durchgeführt, um den echten Nutzen des aktiven Sicherheitssystems zu überprüfen. Es wurde nicht nur eine methodische Vorhersage durchgeführt. Das Testverfahren war das erste unabhängige Testverfahren, das auf realen tödlichen Fußgängerunfällen beruhte.<br>
zu testen. Die Tests basierten auf realen tödlichen Unfällen mit Personenkraftwagen,
Die Unfalldatenbank Zedatu enthält etwa 300 tödlich Fußgängerverkehrsunfälle in städtischen Gebieten. Aus dieser Datenbank wurden 18 Fälle von Fußgängerkollisionen mit der Fahrzeugfront extrahiert. Dabei wurden Fälle verwendet, die einem durchschnittlichen Verkehrsszenario entsprechen. Die Unfälle wurden rekonstruiert, um detaillierte Modellsituationen zum Testen zu erhalten. Die notwendigen Unfallsimulationen wurden in PC Crash 10.0 mithilfe eines Mehrkörperobjekts und einem Gittermodell vorgenommen.<br>
die nicht mit aktiven Sicherheitssystemen ausgestattet waren. Die
Das aktive Sicherheitstestszenario wurde auf Grundlage der rekonstruierten Unfälle mit einem Volvo V40 CC und einem neuen Dummy simuliert. Vor den Tests wurde der Dummy in einem schallisolierten Raum untersucht, um die erforderlichen Radarreflexionseigenschaften herzustellen, die denen eines menschlichen Körpers entsprechen. Die Bewegung des Dummy wurde mit dem autonomen ultraflachen overrunable Roboter (UFO) realisiert und via D-GPS mit der Bewegung des Volvo synchronisiert.}}
Tests wurden durchgeführt, um den echten Nutzen des aktiven Sicherheitssystems
zu überprüfen. Es wurde nicht nur eine methodische Vorhersage durchgeführt. Das
Testverfahren war das erste unabhängige Testverfahren, das auf realen tödlichen
Fußgängerunfällen beruhte.
Die Unfalldatenbank Zedatu enthält etwa 300 tödlich Fußgängerverkehrsunfälle in
städtischen Gebieten. Aus dieser Datenbank wurden 18 Fälle von Fußgängerkollisionen
mit der Fahrzeugfront extrahiert. Dabei wurden Fälle verwendet, die einem
durchschnittlichen Verkehrsszenario entsprechen. Die Unfälle wurden rekonstruiert,
um detaillierte Modellsituationen zum Testen zu erhalten. Die notwendigen Unfallsimulationen
wurden in PC Crash 10.0 mithilfe eines Mehrkörperobjekts und einem
Gittermodell vorgenommen.
Das aktive Sicherheitstestszenario wurde auf Grundlage der rekonstruierten Unfälle
mit einem Volvo V40 CC und einem neuen Dummy simuliert. Vor den Tests wurde der
Dummy in einem schallisolierten Raum untersucht, um die erforderlichen Radarreflexionseigenschaften
herzustellen, die denen eines menschlichen Körpers entsprechen.
Die Bewegung des Dummy wurde mit dem autonomen ultraflachen overrunable
Roboter (UFO) realisiert und via D-GPS mit der Bewegung des Volvo synchronisiert.}}




{{English|'''Testing of activation conditions of Volvo pedestrian detection system using Ultra Flat Overunable robot (UFO)'''<br>
{{English|'''Testing of activation conditions of Volvo pedestrian detection system using Ultra Flat Overunable robot (UFO)'''<br>
The objective of this work is to test the potential benefit of active pedestrian protection
The objective of this work is to test the potential benefit of active pedestrian protection systems. The tests are based on real fatal accidents with passenger cars that were not equipped with active safety systems. Tests have been conducted in order to evaluate what the real benefit of the active safety system would be, and not to gain only a methodological prediction. The testing procedure was the first independent testing in the world which was based on real fatal pedestrian accidents.<br>
systems. The tests are based on real fatal accidents with passenger cars that were not
The in-depth accident database ZEDATU contains about 300 fatal pedestrian traffic accidents in urban areas. Eighteen cases of pedestrians hit by the front end of a passenger vehicle were extracted from this database. Cases covering an average traffic scenario have been reconstructed to obtain detailed model situations for testing. Simulations of accidents have been made in PC-Crash 10.0 using a multibody object and a mesh model of vehicles.<br>
equipped with active safety systems. Tests have been conducted in order to evaluate
An active safety testing scenario was built on the basis of the reconstructed accidents with a Volvo V40 cc and a new dummy simulating a pedestrian. Before the tests the dummy was evaluated in anechoic room to gain required radar reflection properties which would be the same as those of a human body. The movement of the dummy was driven by the autonomous ultraflat overrunable robot (UFO) for experimental ADAS testing and synchronized with the Volvo’s motion by D-GPS with high accuracy.}}
what the real benefit of the active safety system would be, and not to gain only a
methodological prediction. The testing procedure was the first independent testing in
the world which was based on real fatal pedestrian accidents.
The in-depth accident database ZEDATU contains about 300 fatal pedestrian traffic
accidents in urban areas. Eighteen cases of pedestrians hit by the front end of a passenger
vehicle were extracted from this database. Cases covering an average traffic
scenario have been reconstructed to obtain detailed model situations for testing.
Simulations of accidents have been made in PC-Crash 10.0 using a multibody object
and a mesh model of vehicles.
An active safety testing scenario was built on the basis of the reconstructed accidents
with a Volvo V40 cc and a new dummy simulating a pedestrian. Before the tests the
dummy was evaluated in anechoic room to gain required radar reflection properties
which would be the same as those of a human body. The movement of the dummy
was driven by the autonomous ultraflat overrunable robot (UFO) for experimental
ADAS testing and synchronized with the Volvo’s motion by D-GPS with high accuracy.}}


==Zitat==  
==Zitat==  
[[Vertal, P.]]; [[Steffan, H.]]; [[Kasanicky, G.]]: Wirksamkeit des Volvo-Fußgänger-Erkennungssystems auf Basis realer Fußgängerunfälle. Verkehrsunfall und Fahrzeugtechnik 54 (2016), pp. 168 - 177 (# 05)
[[Vertal, P.]]; [[Steffan, H.]]; [[Kasanicky, G.]]: Wirksamkeit des Volvo-Fußgänger-Erkennungssystems auf Basis realer Fußgängerunfälle. Verkehrsunfall und Fahrzeugtechnik 54 (2016), pp. 168 &ndash; 177 (# 05)


==Inhaltsangabe==
==Inhaltsangabe==
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==Kommentar==
==Kommentar==
Der tödliche Unfall im März 2018 mit einem Volvo SUV in Arizona (USA) scheint das oben beschriebene Problem der Detektionsfähigkeit bei Dunkelheit/Dämmerung zu bestätigen (sofern man davon ausgehen kann, dass das Video die realen Sichtverhältnisse treffend wiedergibt).
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Weitere Einzelheiten zu dem Unfall finden sich bei heise<ref>https://heise.de/-3999229</ref> und der SZ<ref>http://www.sueddeutsche.de/auto/uber-unfall-in-arizona-man-haette-als-fahrer-keine-chance-gehabt-1.3916705</ref>.


==Weitere Beiträge zum Thema im VuF==  
==Weitere Beiträge zum Thema im VuF==  
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==Weitere Infos zum Thema==
==Weitere Infos zum Thema==
* [[Moser, A.]]; [[Steffan, H.]]; [[Kasanicky, G.|Kasanický, G.]]: The Pedestrian Model in PC-Crash - The Introduction of a Multi Body System and its Validation. SAE Technical Paper [[SAE:1999-01-0445]], 1999
* Moser, A.; Steffan, H.; Kasanický, G.: The Pedestrian Model in PC-Crash - The Introduction of a Multi Body System and its Validation. [[SAE]] Technical Paper {{SAE|1999-01-0445}} (1999)
* [[Moser, A.]]; [[Hoschopf, H.]]; [[Steffan, H.]]; [[Kasanicky, G.]]: Validation of the PC-Crash Pedestrian Model. SAE Technical Paper [[SAE:2000-01-0847]], 2000
* Moser, A.; Hoschopf, H.; Steffan, H.; Kasanický, G.: Validation of the PC-Crash Pedestrian Model. SAE Technical Paper {{SAE|2000-01-0847}} (2000)
* http://www.evuonline.org/de/hinweise-zur-benutzung/1185-volvo-fussgaenger-erkennungssystem
* [[EVU 2015#Session 2]], siehe auch http://www.evuonline.org/index.php/de/component/content/article/35-publikation/1185-volvo-fussgaenger-erkennungssystem?Itemid=101
* [[EVU 2015#Session 2]]
* Vertal, P.: Evaluation of the Effectiveness of Volvo's Pedestrian Detection System. [[Impact]] Vol. 24 No 1 - Spring 2016
* [[Vertal, P.]]: Evaluation of the Effectiveness of Volvo's Pedestrian Detection System. [[Impact]] Vol. 24 No 1 - Spring 2016
* Videos: https://www.youtube.com/channel/UCN6U-u4nQVjyCvSr8nm5eFg
* Videos: https://www.youtube.com/channel/UCN6U-u4nQVjyCvSr8nm5eFg
==Einzelnachweise==


[[Kategorie:Fahrerassistenzsystem]]
[[Kategorie:Fahrerassistenzsystem]]
[[Kategorie:Ureko]]
[[Kategorie:Ureko]]
[[Kategorie:Fußgänger]]
[[Kategorie:Fußgänger]]

Version vom 26. März 2018, 10:27 Uhr

2016, pp. 168 – 177 (# 05)

Das Ziel dieser Arbeit war es, den potenziellen Nutzen eines aktiven Fußgängerschutzsystems zu testen. Die Tests basierten auf realen tödlichen Unfällen mit Personenkraftwagen, die nicht mit aktiven Sicherheitssystemen ausgestattet waren. Die Tests wurden durchgeführt, um den echten Nutzen des aktiven Sicherheitssystems zu überprüfen. Es wurde nicht nur eine methodische Vorhersage durchgeführt. Das Testverfahren war das erste unabhängige Testverfahren, das auf realen tödlichen Fußgängerunfällen beruhte.
Die Unfalldatenbank Zedatu enthält etwa 300 tödlich Fußgängerverkehrsunfälle in städtischen Gebieten. Aus dieser Datenbank wurden 18 Fälle von Fußgängerkollisionen mit der Fahrzeugfront extrahiert. Dabei wurden Fälle verwendet, die einem durchschnittlichen Verkehrsszenario entsprechen. Die Unfälle wurden rekonstruiert, um detaillierte Modellsituationen zum Testen zu erhalten. Die notwendigen Unfallsimulationen wurden in PC Crash 10.0 mithilfe eines Mehrkörperobjekts und einem Gittermodell vorgenommen.
Das aktive Sicherheitstestszenario wurde auf Grundlage der rekonstruierten Unfälle mit einem Volvo V40 CC und einem neuen Dummy simuliert. Vor den Tests wurde der Dummy in einem schallisolierten Raum untersucht, um die erforderlichen Radarreflexionseigenschaften herzustellen, die denen eines menschlichen Körpers entsprechen. Die Bewegung des Dummy wurde mit dem autonomen ultraflachen overrunable Roboter (UFO) realisiert und via D-GPS mit der Bewegung des Volvo synchronisiert.


Testing of activation conditions of Volvo pedestrian detection system using Ultra Flat Overunable robot (UFO)
The objective of this work is to test the potential benefit of active pedestrian protection systems. The tests are based on real fatal accidents with passenger cars that were not equipped with active safety systems. Tests have been conducted in order to evaluate what the real benefit of the active safety system would be, and not to gain only a methodological prediction. The testing procedure was the first independent testing in the world which was based on real fatal pedestrian accidents.
The in-depth accident database ZEDATU contains about 300 fatal pedestrian traffic accidents in urban areas. Eighteen cases of pedestrians hit by the front end of a passenger vehicle were extracted from this database. Cases covering an average traffic scenario have been reconstructed to obtain detailed model situations for testing. Simulations of accidents have been made in PC-Crash 10.0 using a multibody object and a mesh model of vehicles.
An active safety testing scenario was built on the basis of the reconstructed accidents with a Volvo V40 cc and a new dummy simulating a pedestrian. Before the tests the dummy was evaluated in anechoic room to gain required radar reflection properties which would be the same as those of a human body. The movement of the dummy was driven by the autonomous ultraflat overrunable robot (UFO) for experimental ADAS testing and synchronized with the Volvo’s motion by D-GPS with high accuracy.

Zitat

Vertal, P.; Steffan, H.; Kasanicky, G.: Wirksamkeit des Volvo-Fußgänger-Erkennungssystems auf Basis realer Fußgängerunfälle. Verkehrsunfall und Fahrzeugtechnik 54 (2016), pp. 168 – 177 (# 05)

Inhaltsangabe

Die Versuche mit dem Volvo V40 CC (Modelljahr 2014) und dem UFO-Dummy ergaben im Wesentlichen:

  • Blendung des Fahrers und der Kamera durch tiefstehende Sonne ohne Verschlechterung der Systemfunktionalität
  • Versuche bei Nacht
    • nur Lichtquelle Fahrzeugscheinwerfer: System nicht fähig zur Detektion und Reaktion auf einen Fußgänger
    • Detektion bis ca. 20 km/h bei Nacht möglich mit automatischer Notbremsung (Bremsung wurde vom City Safety System, das auf Objekte oder Fahrzeuge (und nicht Fußgänger) reagiert, ausgelöst.)
  • Das System wurde nicht ausgelöst bei Versuchen mit liegenden Fußgänger-Dummies (das Volvo-Handbuch informiert darüber, dass das Fußgänger-Erkennungssystem nur auf Fußgänger > 80 cm reagiert)
  • Das System reagiert nicht, wenn die Kamera, den Fußgänger vorher nicht erfassen kann. Das kann bspw. der Fall sein, wenn man links abbiegt und einen von links querenden Fußgänger schneidet. (Die Kamera schwenkt zwar beim Abbiegen über die Kreuzung. Da sie aber fix mit dem gierenden Fahrzeug verbunden ist, erfasst sie den Fußgänger erst, wenn sich die Trajektorien schneiden.)

Der Realunfall aus Fall 2 (71-jährige Frau) wurde versuchstechnisch nachgestellt. Beim Realunfall kollidierte das Fahrzeug mit 48 km/h mit dem Fußgänger, während das Fahrerassistenzsystem die Kollisionsgeschwindigkeit auf ca. 12 km/h reduzieren konnte. Die akustischen und visuellen Warnhinweise sowie die jeweiligen Warnzeitpunkte des Systems an den Fahrer werden beschrieben.
Vdengineering (Diskussion) 12:41, 25. Mai 2016 (CEST)

Kommentar

Der tödliche Unfall im März 2018 mit einem Volvo SUV in Arizona (USA) scheint das oben beschriebene Problem der Detektionsfähigkeit bei Dunkelheit/Dämmerung zu bestätigen (sofern man davon ausgehen kann, dass das Video die realen Sichtverhältnisse treffend wiedergibt).

Weitere Einzelheiten zu dem Unfall finden sich bei heise[1] und der SZ[2].

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Einzelnachweise