Beilackierung – der Casus knacksus

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2014, pp. 357 – 359 (#10)

Die Entscheidung über die Notwendigkeit einer Beilackierung soll nach aktueller Ansicht des AZT der Lackierer fällen. Versuche des ifu Westfalen haben gezeigt, dass bei identischer Lackanmischung allein über die Applikationstechnik des Lackierers sehr unterschiedliche Ergebnisse resultieren und der Farbton auf keinem einzigen Musterblech identisch mit der Serienlackierung war.


Spot repairs – a tricky case
In the view of the AZT (the Allianz Centre for Technology, which specialises in damage analysis), the decision on the need for spot repairs should lie with the painter. Tests carried out by the ifu Westfalen (a specialist road accident analysis organisation) have shown that even using an identical paint mix the painters’ differing application techniques can produce widely varying results. None of the sample painted panels was identical in colour to the factory paintwork.


Zitat

Kramer, P.: Beilackierung – der Casus knacksus. Verkehrsunfall und Fahrzeugtechnik 52 (2014), pp. 357 – 359 (#10)

Inhaltsangabe

Der Autor lässt fünf Lackierer jeweils ein Farbmusterblech (30 × 20 cm) mit dem Mazda-Farbton Innocent Blue Metallic (Farbcode 20P) lackieren. Die Vorgehensweise ist so, dass ein Lackierer die Farbe anmischt, nachdem er den Farbton mit einem Colorimeter am Originalfahrzeug ausgemessen hat. Die übrigen vier lackieren das Musterblech dann offenbar "blind", ohne das Originalfahrzeug gesehen zu haben. Die geraden Bleche werden anschließend auf die gekrümmte Motorhaube gelegt und der Farbton mit demjenigen des Originalfahrzeuges verglichen – Ende des Versuchs, keine Nachnuancierung.

Der Autor stellt sodann fest, dass der Farbton der Bleche je nach Lackierer unterschiedlich ausfällt. Zwei Bleche sind allerdings nahezu identisch, nämlich dasjenige eines Meisters und des von ihm angelernten Gesellen. Keines der Bleche ist farblich identisch mit der Originallackierung. Der Autor schließt daraus, dass bereits der Sachverständige im Vorfeld entscheiden müsse, welche Partien des Fahrzeugs beizulackieren sind.

Kommentar

Das Ergebnis des Versuchs überrascht wohl niemanden, der sich mit dem Thema auskennt. Ob man sich deshalb der weitreichenden Schlussfolgerung des Autors anschließen muss, steht auf einem anderen Blatt. In der Praxis wird derjenige, der das Farbmusterblech spritzt, das Originalfahrzeug zu Gesicht bekommen und die Farbe selbst zusammenstellen. Schon in diesem Schritt werden Erfahrungen mit der persönlichen Lackiertechnik einfließen, und sicher wird kein Lackierer erwarten, gleich mit dem ersten Blech den Farbton genau genug zu treffen.

Abhängig vom Aufwand für die Beilackierung ist es in vielen Fällen sicher gerechtfertigt, vor der endgültigen Entscheidung über die Notwendigkeit der Beilackierung zwei oder drei Musterbleche zu spritzen.

Beiträge zum Thema im VuF

Weitere Infos zum Thema

Weitere Infos zum Thema

  • Müller, H.-P.: Merkblatt. Unterschiede zwischen Serien- und Reparaturlackierung. Bad Vilbel, März 2013, Link