Schutzwirkung von Airbags für angegurtete und nicht angegurtete Insassen in Standard-Sitzhaltung und in Out-Of-Position-Situationen
1998, p. 251 (#9)
Airbags tragen in Kombination mit dem Sicherheitsgurt bei Frontalkollisionen zu einer effektiven Steigerung der inneren Sicherheit von Fahrzeugen bei. Um seine Schutzwirkung bereitzustellen, muß der Airbag rechtzeitig entfaltet sein. Je nach Kollisionsart und Geschwindigkeit des Fahrzeuges verstreichen vom Kollisionsbeginn bis zum Ende des Airbag-Aufblasvorgangs Zeiten von 40 bis 80 Millisekunden. Hierfür ist die sichere Aktivierung einer ausreichenden Energiemenge notwendig. In diesem Zusammenhang interessieren mögliche Belastungen von Insassen, die infolge einer nicht normalen Sitzhaltung (out of position) während der Aufblasphase mit dem Airbag in Kontakt kommen.
Zu dieser Thematik wurden im DEKRA-Crashzentrum Neumünster vier Full-Scale-Crashversuche durchgeführt. Dabei stießen Personenkraftwagen mit 40 % frontaler Überdeckung und 55 km/h Geschwindigkeit gegen eine starre Barriere. Bei jedem Test saß ein Dummy Hybrid III (50 % Mann) angegurtet in normaler Position auf dem Fahrersitz. Gleichzeitig saß auf dem Beifahrersitz ein ebensolcher Dummy nicht angegurtet und mit dem Oberkörper vorgebeugt (out of position). Es kamen drei verschiedene Fahrzeugtypen mit Fahrer- und Beifahrer-Airbag zum Einsatz: ein Ford Fiesta (Eurobags), ein Opel Corsa (Full-Size-Bags) und ein Opel Vectra (Full-Size-Bags). Bei einem weiteren Opel Vectra wurden zu Vergleichszwecken die Airbags nicht gezündet.
Im Institut für Rechtsmedizin der Universität Heidelberg wurden zur gleichen Thematik insgesamt sieben Schlittenversuche mit instrumentierten menschlichen Leichen (Alter 25 bis 55 Jahre, Gewicht 55 bis 96 kg, Körpergröße 167 bis 189 cm) durchgeführt (zum Teil bereits vorgestellt: KALLIERIS et al., 1995). Sie waren nicht angegurtet und saßen in normaler Position. Bei sechs Versuchen wurde der Fahrersitz besetzt, bei einem der Beifahrersitz. Als Rückhaltesysteme wirkten Full-Size-Airbags in Kombination mit Kniepolstern. Die Kollisionsgeschwindigkeiten betrugen 47 bis 50 km/h.
Im Beitrag werden die bei den Versuchen gemessenen Belastungen der Dummies und Leichen dargestellt. Außerdem wird die Kinematik der Insassen beschrieben. Die Kommentierung und Bewertung der Ergebnisse im Hinblick auf die Schutzwirkung des Airbags erfolgt interdisziplinär unter Beachtung technischer, medizinischer und biomechanischer Aspekte.
Zitat
Berg, F.A.; Mattern, R.; Kallieris, D.; Cott, V.; Schmall, G.: Schutzwirkung von Airbags für angegurtete und nicht angegurtete Insassen in Standard-Sitzhaltung und in Out-Of-Position-Situationen. Verkehrsunfall und Fahrzeugtechnik 36 (1998), pp. 251 – 258 (#9)
Inhaltsangabe
Weitere Beiträge zum Thema im VuF
- 1996 #1 Crash-Versuch mit einem modernen Kompakt-Fahrzeug mit SRS-Airbag auf Fahrer- und Beifahrer-Seite unter Berücksichtigung der Out-Of-Position-Problematik
- 1997 #2 Sitzposition – Einfluß auf den Insassenschutz
- 1998 #9 Schutzwirkung von Airbags für angegurtete und nicht angegurtete Insassen in Standard-Sitzhaltung und in Out-Of-Position-Situationen
- 1999 #7/8 FIP – Forward Inclined Position Insassenbelastung infolge vorgebeugter Sitzposition bei leichten Heckkollisionen