Adaptionswerte in Kfz-Steuergeräten
engl. Adaption Values in Automobile Control Units
Zitat
Adaptionswerte in Kfz-Steuergeräten. Colliseum, 2017.
Definition
Unter der Adaption von Werten versteht man in der Fahrzeugmechatronik die Anpassung von Parametern, um die Alterung eines Sensors oder Aktors, Serienstreuungen (Toleranzen) oder Verschleißzustände über die Fahrzeuglebensdauer auszugleichen. Üblicherweise geschieht dies heutzutage automatisch während des Betriebs mit verschiedenen Modellen, die auf dem jeweiligen Steuergerät hinterlegt sind.
Der Fahrer bekommt davon im Regelfall nichts mit. Erst wenn ein Bauteil (Hardwarekomponente) in der Werkstatt ausgetauscht werden muß, für das Adaptionswerte im Steuergerät gespeichert wurden, müssen diese Adaptionswerte per OBD-Anschluß und Diagnosesoftware zurückgesetzt werden.
Abgrenzung
Manche Diagnosesoftware bieten sog. Adaptionskanäle oder Anpassungskanäle an. Damit lässt sich manuell ein gesetzter default-Wert in gewissen Grenzen verändern (bspw. um die Verbrauchsanzeige im Cockpit besser an die Realität anzupassen). Dies sind keine echten adaptiven Funktionen im obigen Sinne.
Beispiele
Lambda-Sonde
Lambda-Sonden werden in ihrem Ansprechverhalten durch Alterung oder Vergiftung beeinflusst. Dies führt zu einer Verschlechterung des Emissionsverhaltens, welches nach OBD II vom Motormanagement erkannt werden muß. Seit etwa 1995[1] gibt es in der Motronic M5.9 einen zusätzlichen Regelkreis, der die Verschiebung der Spannungskurve der Sonde korrigiert.
Getriebesteuerung
Bei Automatikgetrieben ist der Schaltkomfort im Wesentlichen von der Anpresskraft, mit der das Lamellenpaket der Bremse oder Kupplung zusammengedrückt wird (Kupplungsdruck) und vom Reibkoeffizienten abhängig. Die konstruktiven Parameter wie mittlerer Reibflächendurchmesser und Anzahl der Reibflächen sind festgelegt und somit über die Lebensdauer konstant.
- Der Kupplungsdruck wird bestimmt vom Steuerstrom des jeweiligen Drucksteuerventils (Ventilkennlinie) und vom Schieberventil. Um das Kupplungsmoment genau im gewünschten Bereich halten zu können, muss vom Getriebesteuergerät kontinuierlich (mit zunehmender Lebensdauer werden die Abstände der Anpassung länger) das Verhältnis zwischen Steuerstrom und Kupplungsmoment adaptiert werden.
- Der Reibkoeffizient ist abhängig von den Reibbelägen, deren Qualität, Alterungsverhalten und Verschleiß sowie dem Getriebeöl (ATF) und dessen Alterungszustand, Verschleiß. Weiterhin spielen ATF- und Kupplungstemperatur und Kupplungsschlupf eine Rolle.
Wichtige Parameter bei der Adaption bzw. der Beurteilung der Schaltqualität sind deshalb:
- Fülldruck ("Vorspannung" der Kupplung)
- Füllzeit
- Schaltdruck (Druck während Überschneidungsschaltung)
- Haltedruck (Druck zum sicheren Halten des geschlossenen Zustandes der Kupplung)
Letztere zwei Parameter sind oft nicht direkt über Diagnose auslesbar[2], werden aber beim Löschen der Adaptionswerte ebenso zurückgesetzt und müssen über eine neue Adaption (z.B. spezielle Adaptionsfahrt) erneut gesetzt werden. Für eine Adaption müssen spezielle Bedingungen (bestimmtes Motormoment/-drehzahl, Fehlerspeicher leer, ATF-Temperatur > Schwellwert o.ä. usw.) vorliegen, sonst wird die Adaption nicht initialisiert.
Rücksetzung ohne Diagnosegerät
Einige Fahrzeughersteller haben gewisse Prozeduren vorgesehen, um eine Rücksetzung von Adaptionswerten ohne Diagnosesoftware ausführen zu können. Oft schaut dieses Procedere ähnlich wie folgt aus:
- Zündung an ohne Motorstart
- Fahrpedal einen gewissen Zeitraum voll durchdrücken
- Zündschlüssel wieder auf Stellung "0" und Fahrpedal loslassen
- Gewisse Zeit warten, bis Steuergerät zurückgesetzt ist
Die Vorgehensweisen unterscheiden sich aber von Hersteller zu Hersteller. Es gibt hier keine generelle Anleitung.
Suchbegriffe
- Adaptionsdaten
- Adaptionswerte
- Adaptionsbereich
- Adaptionsgrenzen
- Adaptionskanal