Versuch der theoretischen Verallgemeinerung der experimentellen Arbeiten, Glassplitterwurfweiten
1979, p. 90 (#4)
Zitat
Heinrich, D.: Versuch der theoretischen Verallgemeinerung der experimentellen Arbeiten »Glassplitterwurfweiten«. Der Verkehrsunfall 17 (1979), p. 90 (#4)
Inhaltsangabe
Im Artikel wird eine Methode für die theoretische Berechnung der Glasplitterwurfweite von Scheinwerfern in Anlehnung an ein Diagramm aus dem VuF 8/1975 von Schneider, H. vorgestellt. Dabei wird auf die ersten Splitter nach dem Kollisionsort abgestellt.
Verwendete Formeln:
[math]\displaystyle{ x = c \cdot t }[/math]
[math]\displaystyle{ y = \frac {1}{2} \cdot g \cdot t^2 }[/math]
[math]\displaystyle{ x_{th} = c \cdot \sqrt {\frac {2 \cdot y}{g}} }[/math]
[math]\displaystyle{ \Delta x = \frac {x_{th}}{f} }[/math]
[math]\displaystyle{
x_p = x_{th} \cdot (1+ \frac{1}{f}) = k \cdot x_{th}
}[/math]
Tabelle für Scheinwerferoberkante bei 60 cm
vK | xth | xp | Δx | f | k |
---|---|---|---|---|---|
[km/h] | [m] | [m] | [m] | [-] | [-] |
40 | 3,8 | 2,5 | -1,3 | -2,90 | 0,65 |
50 | 4,8 | 5,0 | 0,2 | 24 | 1,04 |
60 | 5,8 | 7,5 | 1,7 | 3,40 | 1,29 |
70 | 6,8 | 8,7 | 1,9 | 3,58 | 1,28 |
80 | 7,7 | 10,5 | 2,8 | 2,80 | 1,35 |
Tabelle für Scheinwerferoberkante bei 83 cm
vK | xth | xp | Δx | f | k |
---|---|---|---|---|---|
[km/h] | [m] | [m] | [m] | [./.] | [./.] |
40 | 4,6 | 6,2 | 1,6 | 2,9 | 1,3 |
50 | 5,7 | 9,5 | 3,8 | 1,5 | 1,6 |
60 | 6,9 | 12,5 | 5,5 | 1,2 | 1,8 |
70 | 8,0 | 14,7 | 6,7 | 1,0 | 1,8 |
80 | 9,1 | 16,5 | 7,4 | 1,2 | 1,8 |
Am Ende wird ein Beispiel für die Anwendung aufgeführt. Ein Pkw mit einem Scheinwerfer, dessen Oberkante sich auf 70 cm befindet, fährt mit 70 km/h. Da "k" bei 60 cm Höhe etwa 1,28 beträgt und bei 83 cm Höhe etwa 1,8 beträgt, ergibt sich für die Scheinwerferhöhe von 70 cm ein Wert von k = 1,55. Damit errechnet sich xp = k * xth = 1,55 * 7,3 = 11,4 m. Damit sind die ersten Splitter ca. 11,4 m nach dem Kollisionspunkt (des Scheinwerfers) zu erwarten, wennn diese frei und ungehindert fliegen können. Braun, H. weist dagegen in Splitterwurfweiten darauf hin, dass sich die (zu erwartende) Theorie der zunehmenden Wurfweite bei grösserer Anbringungshöhe in Versuchen nicht bestätigte.
Die Methode zur Überlagerung von Diagrammen zu Splitterwurfweiten werden auch im Schrankenverfahren zur Eingrenzung von Kollisionsgeschwindigkeit und Kollisionsort in Kombination mit weiteren Parametern verwendet.
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Weitere Infos zum Thema
- 1979 Staisch, A.: Splitterwurfweite bei Kraftfahrzeug-Unfällen (nicht veröffentlicht). Diplomarbeit am Institut für Fahrzeugtechnik, TU Braunschweig, 1979