Lackanalyse

Aus Colliseum
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2009

Zitat

Schueller, J.: Wer führt Lackanalysen durch? Colliseum 2009.

Inhalt

Anlässlich einer Anfrage aus den Versicherungsbereich sollten Lackproben analysiert werden. Von den zwei mutmaßlich unfallbeteiligten Fahrzeugen lag jeweils eine Lackprobe von der Schadenzone vor. Es sollte festgestellt werden, ob durch eine Lackanalyse die Beteiligung dieser beiden Fahrzeuge am Unfall zu beweisen ist.

Vorläufige Erkenntnisse nach Recherche

Die Anfrage führte zu einer telefonischen Recherche bei verschiedenen Stellen. Dabei waren einige unbekannte Dinge zu klären, die sich z.B. auf

  • die verwertbare Probenmenge,
  • die Vorgehensweise bei der Untersuchung,
  • den Einsatz der Analyseinstrumente und letztendlich
  • die Aussagequalität der Untersuchung

bezogen.

Es zeigte sich, dass vom Auftraggeber keine genauen Angaben zur Lackprobenmenge und Lackprobengüte vorlagen. Für eine vergleichende Analyse muß Lackmaterial in ausreichendem Umfang vorhanden sein. Art und erforderliche Menge des zu untersuchenden Materials bestimmen u.a. den (Kosten-)Aufwand für die Prüfverfahren:

  • gaschromatografisch,
  • infrarotspektroskopisch,
  • mikroskopisch

Wer führt die Lackanalyse durch?

Landeskriminalämter (LKA), z.B. BLKA, Maillinger Str. in München wird i.d.R. nur in Strafsachen tätig. Zumindest früher erstatteten die LKAs – genauer gesagt deren angestellte Analytiker – auch dann Gutachten in privatem Auftrag, wenn eine Kollision mit einer Strafsache auszuschließen war. Diesbezüglich sollte man vorher Kontakt mit den entsprechenden Stellen aufnehmen, um die Modalitäten abzuklären. In diesem Zusammenhang bietet es sich auch an, das zur Verfügung stehende Material dem Analytiker zu zeigen, damit dieser ggf. bereits durch einfache Inaugenscheinnahme die Aussage treffen kann, ob eine Untersuchung vermutlich zielführend sein wird oder nicht.

Vereinzelt prüfen auch selbständige Sachverständige (z.B. ö.b.u.v Sachverständige für Lacke, Anstrichstoffe, Holzschutz, Klebstoffe und deren Umweltschadstoffe sowie Innenraumschadstoffe), Labors oder größere Prüforganisationen. Hierbei hat sich der TÜV-SÜD München vollständig aus der Lackanalyse zurückgezogen, die DEKRA NL München–Ost soll u.a. Lackanalysen durchführen.

Was kann geprüft werden?

Geprüft werden kann in der Regel die Identität zweier Probenteile (ist Probenteil A identisch zu Probe B), d.h. es ist immer auch eine Vergleichsprobe erforderlich (deswegen auch vergleichende Lackanalyse). Ein Fahrzeugkontakt ist nur dann durch vergleichende Lackanalyse nachweisbar, wenn

  • verwertbare(!) Fremdlackspuren und Lackproben von Fahrzeug A UND Fahrzeug B vorliegen.
  • alternativ auch durch die Probennahme an Vergleichsfahrzeugen (sofern es sich bei beiden Fahrzeugen um eine Originallackierung handelt)
  • bei einer nachträglichen Lackierung (Nachlackierung) wird oft nicht der ursprüngliche (originale) Lack verwendet.
  • wurden jeweils ausschließlich Eigenlackproben (ohne Fremdlackanteil) genommen, ist selbstverständlich ein Lackübertrag technisch nicht nachzuweisen

Die Klarlackschicht des Decklacks wird häufig vom gleichen Lackhersteller geliefert, der Farbton der Grundlackschicht ist dagegen oft unterschiedlich. Schwierig wird es bei Farbtönen, die sich sehr ähneln. Eine Prüfung auf Identität zweier Probenteile ist in der Regel technisch möglich. Verunreinigungen der Lackprobe, bspw. Überlagerung weiterer Farbspuren können die Aussagequalität beeinträchtigen. Über eine Art Lackkatalog, in dem alle Lackproben der Hersteller (z.B. VW Golf BJ 1993 Tornadorot o.ä) gelistet sind, scheint kaum noch jemand zu verfügen (vermutlich noch beim LKA/BKA).

Beispiel einer Vollanalyse eines Beschichtungsstoffes

Im BASF Handbuch Lackiertechnik (ISBN 3878703244 ) wird auf Seite 280 ff. beschrieben, welcher Aufwand für die Vollanalyse eines Beschichtungsstoffes vorgenommen wird. Hierbei werden die Verfahren im Einzelnen genannt.

Was kostet eine Lackuntersuchung?

Nach vorsichtigen Angaben der telefonisch befragten Fachleute wurden voraussichtliche Kosten i.H. von 1.000 – 1.500 EUR genannt. Die untersuchenden Stellen konnten sich dabei selbstverständlich nicht festlegen, welcher konkrete Aufwand anfallen wird und welche Untersuchungskosten voraussichtlich entstehen werden.

Im konkreten Fall wurde ein privater Dienstleister vorgeschlagen, der die angeforderte Untersuchung vornehmen sollte.

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