Hinterachsvollverzögerung
Hinterachsvollverzögerung HVV (engl. Full Rear Axle Deceleration FRAD)
Beschreibung
Unterfunktion der elektronischen Stabilitätskontrolle ESC. Werden die Vorderräder im ABS-Regelbereich abgebremst, so sorgt die HVV-Unterfunktion für eine automatische Erhöhung des Bremsdruckes an den Rädern der Hinterachse, ebenfalls bis in den Regelbereich des ABS hinein. Ziel ist eine Verkürzung des Bremsweges.
Man kann HVV auch als Umkehrung der elektronischen Bremskraftverteilung (EBV) betrachten, da EBV ein Überbremsen der Hinterachse verhindern soll, während HVV die Bremsleistung an der Hinterachse solange erhöht, bis der Regelbereich erreicht ist.
Die Funktion kann insbesondere bei schwer beladenen (Nutz-)Fahrzeugen (d.h. hohe Hinterachslast) das an der Hinterachse verfügbare Reibpotenzial ausnutzen.
Funktionsweise
Dem ABS-/ESC-Steuergerät ist ein Arbeiten bzw. Wirksamwerden der Regelung an den Vorderrädern bekannt. Der Fahrer muss also das Bremspedal entsprechend getreten haben. Nun erhöht die HVV-Unterfunktion den Bremsdruck unabhängig an den Hinterrädern. Hierfür wird die Rückförderpumpe verwendet und die Einlassventile der Hinterräder werden geöffnet, solange bis die Rad-Drehzahlsensoren eine Blockierneigung an den Hinterrädern ankündigen. Nun beginnt die "normale" ABS-Regelung mit den sich wiederholenden Phasen "Druck halten", "Druckreduzierung", "Druckaufbau" an den Hinterrädern.
Hardware
HVV baut auf den ABS-Komponenten auf und benötigt keine zusätzliche Hardware.
Software
HVV ist als Unterfunktion der ESC-Software realisiert und damit eine reine programmtechnische Erweiterung.
Siehe auch
- Selbststudienprogramm (SSP) 374 - Schlupfregel- und Assistenzsysteme, September 2007
- http://www.seat.de/service-zubehoer/technik-lexikon/h.html#HVV