Stoßdämpfer und Fahrsicherheit
1996, pp. 2 – 6 (#1)
Die Fahreigenschaften von Pkw bei Lenk-, Brems- und Beschleunigungsmanövern werden wesentlich von den zwischen Reifen und Fahrbahn übertragbaren Längs- und Seitenkräften bestimmt. Maximale Kraftübertragung zwischen Reifen und Fahrbahn setzt geringe Radlastschwankungen und damit intakte Stoßdämpfer voraus.
Zahlreiche Messungen des TÜV Rheinland zeigen, daß Stoßdämpfer mit ungenügender Wirksamkeit auf ebenen Fahrbahnen kaum Auswirkungen auf die Fahreigenschaften haben und damit für den Fahrzeugführer auch nicht erkennbar sind. Auf unebenen trockenen Fahrbahnen sowie auf Fahrbahnen mit Wasserpfützen und auf schneebedeckten Fahrbahnen zeigen sich jedoch schon mit vier Stoßdämpfern, die gegenüber dem Neuzustand noch die halbe Wirksamkeit besitzen, Bremswegverlängerungen bei Geradeaus- oder Kurvenfahrt zwischen 4 und 18%. Dabei können sich schon ein wirkungsgeänderter Dämpfer oder solche Dämpfer an nur einer Achse entsprechend schwerwiegend auswirken.
Von besonderer Bedeutung ist dabei, daß bei Fahrzeugen mit automatischen Blockierverhinderern (ABS) sich schadhafte Stoßdämpfer noch stärker in bezug auf eine Verlängerung des Bremsweges - bis zu 23% - auswirken können. Bei der Unfallursachenanalyse kann dies wichtig sein.
Nach einer Untersuchung der Bundesanstalt für Straßenwesen fahren etwa 8% der Pkw in Deutschland mit mindestens einem unzureichenden Stoßdämpfer. Nachdem geeignete Prüfgeräte vorhanden und in Belgien und Frankreich auch bereits eingesetzt werden, sollte die Prüfung der Wirksamkeit der Stoßdämpfer auch in Deutschland Bestandteil der regelmäßigen technischen Überwachung sein.
Zitat
Rompe, K.; Grunow, D.: Stoßdämpfer und Fahrsicherheit. Verkehrsunfall und Fahrzeugtechnik 34 (1996), pp. 2 – 6 (#1)