Anmerkungen zum Unfallgeschehen mit rechts abbiegenden schweren Güterkraftfahrzeugen und Radfahrern

Aus Colliseum
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2019, p. 372 (#11)

Derzeit ist in den Medien die Berichterstattung über Abbiegeassistenzsysteme für Güterkraftfahrzeuge und Busse sehr präsent. Sie sollen schwere Unfälle, bei denen rechts abbiegende Nutzfahrzeuge mit Radfahrern oder Fußgängern kollidieren und diese überrollen, verhindern. Zweifellos können die neuen Systeme zu mehr Sicherheit in den betreffenden Szenarien beitragen. Mit dem aktuellen Stand der Technik kann aber noch nicht erwartet werden, dass die adressierten Unfälle nicht mehr stattfinden. Zudem wird es einige Zeit dauern, bis alle betreffenden Fahrzeuge mit Abbiegeassistenzsystemen nachgerüstet sein werden beziehungsweise damit ausgerüstete Neufahrzeuge einen größeren Anteil der Fahrzeugflotte ausmachen. Obwohl das in Rede stehende Geschehen keinen Schwerpunkt in der amtlichen Unfallstatistik bildet, handelt es sich in der Regel um tragische Einzelfälle, bei denen nicht allein die Zahl der Getöteten, sondern zudem – angesichts von lebenslang bleibenden Unfallfolgen – die Zahl der Schwerverletzten ein besonderes Gewicht hat. Um die Zahl der auch für die beteiligten Nutzfahrzeugfahrer traumatischen Unfälle möglichst rasch und nachhaltig zu senken, sollten die Diskussionen und unterstützenden Maßnahmen nicht allein auf die Abbiegeassistenten fokussiert sein. Beispielsweise kommen als weitere fahrzeugseitige Maßnahme zusätzliche seitliche Fahrtrichtungsanzeiger oder mitblinkende Seitenmarkierungsleuchten in Betracht. Diese sind inzwischen nicht nur erlaubt, sondern für neu typgeprüfte Fahrzeuge gesetzlich vorgeschrieben. Die öffentliche Berichterstattung hat sich hiermit bisher nur wenig befasst. Im Beitrag wird die Problematik des typischen Unfallgeschehens nochmals kurz beschrieben und es werden einige zugehörige Zahlen aus der amtlichen Statistik genannt. Einem Überblick zu den Lösungsmöglichkeiten, welche unter anderem auch infrastrukturelle Maßnahmen umfassen, folgen Informationen über neue zulassungsrechtliche Vorschriften zu Seitenmarkierungsleuchten. Abschließend geht der Autor auf die aktuellen Förderrichtlinien für Abbiegeassistenten ein. In Kenntnis des typischen Toter-Winkel-Szenarios, in das überwiegend schwere Lastkraftwagen und Sattelzugmaschinen verwickelt sind, ergeben sich aus Sicht der Unfallforschung unnötig große „Streuverluste“, da die verfügbaren finanziellen Mittel nur für einen sehr kleinen Teil der als förderfähig ausgewiesenen Fahrzeuge reichen. Zudem könnten auch hier die (kostengünstigen) zusätzlichen seitlichen Fahrrichtungsanzeiger bzw. die Ansteuerung von beim Abbiegen mitblinkenden Seitenmarkierungsleuchten einbezogen werden. Der Beitrag schließt mit einer Empfehlung an die beteiligten Radfahrer und Fußgänger, notfalls auf ihr Vorrecht zu verzichten, um sich selbst zu schützen.


Notes on accidents involving heavy goods road vehicles and cyclists turning right
At present, media coverage of turn-off assistance systems for goods vehicles and buses is very strong. They are intended to prevent serious accidents in which commercial vehicles turning right collide with cyclists or pedestrians and roll over them. There is no doubt that the new systems can contribute to greater safety in the scenarios in question. With the current state of the art, however, it cannot yet be expected that the addressed accidents will no longer take place. In addition, it will take some time for all vehicles concerned to be retrofitted with turn-off assistance systems or for new vehicles equipped with such systems to make up a larger proportion of the vehicle fleet. Although the events in question do not form a focal point in the official accident statistics, they are usually tragic individual cases in which not only the number of fatalities but also – in view of the lifelong consequences of accidents – the number of seriously injured persons has a special weight. In order to reduce the number of traumatic accidents as quickly and sustainably as possible, even for the commercial vehicle drivers involved, discussions and supporting measures should not be focused solely on turn assistants. For example, additional side direction indicators and flashing side marker lights could be considered as further measures on the vehicle side. These are now not only permitted, but also prescribed by law for new vehicles. Public reporting has so far only dealt with this to a limited extent. The article briefly describes the problem of typical accidents and gives some corresponding figures from official statistics. An overview of the possible solutions, which among other things also include infrastructural measures, is followed by information on new licensing regulations for side marker lights. Finally, the author discusses the current funding guidelines for turn-off chassis. In knowledge of the typical blind spot scenario, in which mainly heavy trucks and semitrailer tractors are involved, there are unnecessarily large ´scatter losses´ from the point of view of accident research, since the available financial resources are only sufficient for a very small part of the vehicles designated as eligible for funding. In addition, the (low-cost) additional lateral direction indicators or control of side marker lights flashing when turning off could also be included here. The contribution concludes with a recommendation to the cyclists and pedestrians involved to waive their prerogative if necessary in order to protect themselves.

Zitat

Berg, A.: Anmerkungen zum Unfallgeschehen mit rechts abbiegenden schweren Güterkraftfahrzeugen und Radfahrern. Verkehrsunfall und Fahrzeugtechnik 57 (2019), pp. 372 – 380 (#11)

Inhaltsangabe

Untertitel: "Seitliche Blinkfunktion als wichtige Ergänzung der Fahrzeugausrüstung"


Beiträge im VuF

Siehe auch